W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

Ratlose Zahnärzte

Immer wieder gibt es Schmerzen oder Probleme, die trotz einer Behandlung nicht verschwinden oder wo ein Zahnarzt nichts machen will.

Der Zahnarzt denkt, der Patient ist zu ängstlich oder wehleidig oder bezahlt schlecht, oder der Zahn ist zu schwach, usw.
Der Patient denkt, die Behandlung war nicht gut oder vielleicht liegt es an mir und bin ich sonstwie krank.
Vielleicht hat auch der Zahn oder das Gebiss ein unlösbares Problem?
Irgendwann kommt der Gedanke, den Zahn oder alle Zähne zu extrahieren. Dann braucht es ein Implantat, oder eine Teil- oder Vollprothese, oder eine Gesamtsanierung mit Porzellankronen. Dann würde das Problem endlich verschwinden.

Der Zahnarzt erklärt, weshalb er die Zähne nicht reparieren kann oder weshalb den Zähnen nichts fehlt. Und der Patient wird sich oft das ganze Leben an diese Erklärung erinnern. Ich erfahre sie dann jeweils in der Anamnese und in einem Email.

Was denken Sie? Sind die Erklärungen logisch? Belegen sie das Fachwissen und die gute Absicht des Zahnarztes?
Bemerkungen der Zahnärzte

Biel

"Man muss nun alle Zähne überkronen. Das kostet etwa 30'000 Franken. Das Geld würden ja sowieso nur die Kinder erben."

74-jähriger Patient (21.04.2017 / 7236)

Jena

"Diesen Höcker kann ich nicht abschleifen, weil er originales Zahnmaterial darstellt."

"Sie haben schöne Zähne. Und Sie können kauen. Kauen Sie nur! Trauen Sie sich!"

"Ich kann nichts machen, wo es nichts zu machen gibt."

"Und Sie meinen jetzt, weil es schmerzt, dass etwas nicht in Ordnung sei? Ich bilde mir auch manchmal ein, dass mir ein Zahn schmerzt und es gibt sich wieder."

"Zum besseren Kauen müsste man den ganzen Unterkiefer mit Onlays erhöhen."

37-jährige Patientin (13.10.2020 / 8024)

Krems bei Wien

"Eine Kompositbrücke? Das ist nur ein langfristiges Provisorium!"

"Das hätte ein österreichischer Zahnarzt auch machen können."

"Langzeitprovsiorien werden bei uns im Labor hergestellt."

56-jährige Patientin (07.07.2020 / 7626)

Niederteufen (Appenzell)

Rx

"Diese Karies ist so tief, dass eine Wurzelbehandlung nötig werden könnte. Wurzelbehandlungen sind aber generell ungesund. Deshalb extrahieren wir an unserer Klinik solche Zähne und ersetzen sie durch ein Keramik-Implantat. Sie müssen deshalb vor der Behandlung das hier unterschreiben."

27-jährige Patientin (09.02.2016 / 6953)


Karies zeigen

Uhingen bei Stuttgart

"Ruhe, ich muss arbeiten!"

33-jähriger Patient (08.03.2016 / 6619)

Bielefeld

"Totalschaden!" angesichts eines Abrasionsgebisses.

48-jähriger Patient (29.01.2021 / 8084)

Radolfzell

Rx Ein Kollege fand dieses kleine Loch und meinte:
"Es gibt an einer schwer zugänglichen Stelle unter dem Komposit einen Schatten. Ebenso an einer weiteren Stelle. Einzige Lösung des Problems: Alles Komposit bei allen Zähnen weg machen und das gesamte Gebiss überkronen!"
Patient: "Wieso können Sie nicht nur die Zähne machen, wo Sie schlecht rankommen?"
Zahnarzt: "Das ist nur eine halbe Sache, und halbe Sachen werden in dieser Praxis nicht gemacht".

49-jähriger Patient (31.05.2021 / 7930)

Berlin

Rx
Bei der Ankunft aus Berlin:
Verstärktes Komposit:

Aus dem Email der Zahnärztin:
"Die Provisorische Füllung für die derzeitige Behandlung ist Regelkonform. Eine feste Füllung macht man in der Regel, wenn der Zahn über mehrere Wochen nicht weiter behandelt wird (dies ist hier nicht der Fall). Nach den Bildern zu urteilen, ist der Zahn frakturiert. Das dies passieren kann, sagte ich Ihnen bei den Behandlungen immer wieder."

42-jährige Patientin (12.08.2021 / 7007)

Die Patientin kam nach Wetzikon, weil sie ihren oberen Sechser unbedingt retten wollte. Er hatte eine Wurzelspitzenresektion bekommen, brach dann unter einem Provisorium entzwei, und zudem hatte er mesial zwei Perforationen, aus denen die Gingiva in das Loch hinein gewachsen war. Mehrere Kollegen wollten den Zahn extrahieren.


Zürich

Der Zahn hatte ein kleines Loch, und ich dachte, den kann man sicher gut reparieren. Aber nein, der Zahnarzt wollte ihn extrahieren und dann ein Implantat für 5'800 CHF machen. Da fragte ich ihn: "Diesen Zahn kann man doch noch gut reparieren. Weshalb machen Sie das nicht?"

"Ach, Sie verstehen ja gar nichts von der heutigen Zahnmedizin!"

Die Patientin erklärte darauf dem Zahnarzt, dass sie jetzt in eine andere Praxis gehen würde, damit sie eine Füllung bekomme, und verabschiedete sich von ihm.

78-jährige Patientin (02.11.2021 / 6089)

Ein Implantat kostet heute in Zürich etwa 5'800 CHF inklusive Sinusboden-Elevation. Eine grosse Füllung kostet etwa 400 CHF.


Marktleugast

"Etwas anderes hält nicht mehr" als dringender Rat zu einer Krone statt einer Füllung, weil sich gegenüber der defekten Füllung eine Porzellankrone befindet.

56-jährige Patientin (20.02.2022 / 4907)

Wetzikon

breite Amalgamfüllungen
Seltsam breite Amalgamfüllungen

"Da kommen sowieso auch bald Löcher, deshalb mache ich die auch gleich."

Die Patientin erinnerte sich an diesen Spruch ihres Schulzahnarztes und erzählte, dass er ihr dann immer gleich mehrere Amalgamfüllungen aufs mal gemacht habe.

Die Geschichte kam ihr in den Sinn, als ich ihr die hinterste Amalgamfüllung (ganz unten im Bild) ausgebohrt habe und bemerkte, dass das Loch zwar fast so breit wie der Zahn sei, aber nirgends tiefer als zwei Millimeter.

60-jährige Patientin (13.09.2022 / 8190)

Eine wichtige Empfehlung der Zahnmedizin um 1920 war "Extension for Prevention" nach Black. Der Zahnarzt soll das Loch möglichst breit ausbohren und mit Amalgam füllen, weil Amalgam keine Karies bekommen kann. Um 1970 wurde diese Empfehlung am Zahnärztlichen Institut in Zürich als ein Relikt aus alten Zeiten belächelt. Aber offenbar hielten sich doch noch einige Praktiker daran.


Wien

"Nach einer dentalen Odyssee für 10'000 Euro passt der Biss immer noch nicht..."
22Wien8370.jpg
Die roten Sterne markieren den Leerraum bei 65+. Hier sollten die oberen Zähne den unteren näher kommen wie bei 7+ (grüner Stern).
54-jähriger Patient (30.09.2022 / 8370)

Aus den Emails: "Ich habe immer das Gefühl “daneben” zu beißen bzw. keine echte Verzahnung zwischen Ober- und Unterkiefer zu haben. In meiner Verzweiflung habe ich die Brücke nun bereits drei mal (!) durch verschiedene Zahnärzte austauschen lassen, immer in der Hoffnung einen Zahnarzt/Zahntechniker zu erwischen, der es schafft, eine harmonische Okklusion hinzubekommen."

Behandlung: Bei den roten Sternen wurde mit Komposit ein Nahkontakt modelliert

1 Tag danach: Der Patient berichtet, dass die Okklusion sich jetzt (nach einem weiteren kleinen Einschleifen) balanciert anfühlt und dadurch eine Grundentspannung entstanden sei.


Bruneck (Südtirol)

"Die neuen Kronen waren viel kleiner und tiefer als vorher. Der Dr. sagte das ist beabsichtigt damit die Wurzeln sich ausruhen können. Aber mein ganzer Biss war plötzlich tiefer, und beim schnell sprechen habe ich mir die Frontzähne angeschlagen. Und meine Kiefergelenke schmerzen mittlerweile wirklich und ich bin verzweifelt auf der Suche nach meinem natürlichen original Biss."
23Bruneck8600.jpg
In der Not hat die Patientin diese zwei Zahn-Vergrösserungen selber hergestellt.
42-jährige Patientin (07.03.2024 / 8600)

Das Problem: Zwei neue Kronen sind zu klein. Deshalb ist ein störendes Kaugefühl entstanden.

Die Lösung: Das Kaugefühl ist sofort wieder besser geworden nach einer Vergrösserung der neuen Kronen auf 6-6.

UK

Zwei Wochen später wurde der Zahn 6- extrahiert, angeblich wegen einer Wurzelfraktur (Siehe hier).

Reaktionen der Patienten

Jena

"Einige Kommentare von Ärzten auf meiner Suche nach Hilfe haben sich bei mir schon regelrecht eingebrannt. Und wenn es nicht weh tun würde, wäre es fast schon wieder komisch."

37-jährige Patientin (13.10.2020 / 8024)

Waldkirch (St.Gallen)

Als um 1945 den jungen Frauen alle oberen Zähne extrahiert wurden, damit sie ihre Hochzeit mit einer schönen Prothese feiern konnten (statt mit ihren wohl unschönen eigenen Zähnen) und der jungen Familie Zahnarztkosten erspart werden konnten:

"Darüber hat man gelacht."

85-jährige Patientin (27.09.2009 / 4075)

Altorf bei Nürnberg

"werden ihre ratschläge kostenfrei für mich sein? das möchte ich gerne vorher wissen. ich hoffe ja. bitte teilen sie mir das mit. habe da schon schlechte erfahrungen gemacht."

40-jähriger Patient (12.11.2020 / 8034)

Mannheim

53Mannheim.jpg

"Ich ließ mir eine kassenärztliche Knirscherschiene anfertigen und schliff sie dann selbst etwas ein. Damit kam ich gut zurecht. Aber das ist natürlich keine wirkliche Lösung, denn ich wünsche mir so sehr, wieder essen, lachen, schmerzfrei leben zu können. "

60-jährige Patientin (09.12.2020 / 8055)

2004: Kiefergelenksschmerzen
2013: Trigeminus-Neuropathie
2017: Knirscherschiene
2018: 5 Extraktionen und 12 SDS-Implantate
2019: 6 Implantate gehen verloren
2020: neue Frontbrücke und Langzeitprovisorien

Bisherige Kosten: ca. 100'000 Euro

Salzburg

Ich hörte dauernd Kindergeschrei von nebenan, und bei der Behandlung sind mir immer wieder die Hände zum Kopf hochgefahren um mich zu schützen. Der Zahnarzt rief jedesmal:

"Hände runter!"

Ich schwor mir "ich geh nie mehr zum Zahnarzt" und habe heute immer noch Angst vor Zahnbehandlungen.

74-jährige Patientin (21.01.2021 / 5468)

1958 war die Patientin 12 Jahre alt und musste zum ersten Mal zum Zahnarzt in die Salzburger Zahnklinik. Damals waren Zahnbürsten noch unbekannt.


Berlin

Nach diesen Ideen zur besseren Verankerung des Kompositaufbaus und der unerwünschten Extraktion beklagte der Patient sein Leid in einem langen Email an mich:

Entfernung des Inlays "Ich schäme mich natürlich, dass ich mich habe breitschlagen lassen. Aber der junge Mann war ein viel besserer Redner als ich und wiederholte alles endlos viele Male. Gerade fällt mir das Wort "Gehirnwäsche" ein. Und genau das war es auch. Ich hatte zum Schluss nur das endlose, pausenlose Gerede im Kopf. Mein eigenes Gehirn war komplett verschwunden.
Und auf einmal kam der Satz "Ziehen Sie ihn raus" aus meinem Mund. Es war gar nicht so, als wenn ich den Satz selbst gesagt hätte. Er kam einfach raus. Und wenige Sekunden später hatte ich einen Zahn weniger. Ich schaffte es gerade noch, ihn zu bitten, eine FFP2-Maske aufzusetzen, aber es auch seiner Helferin zu sagen, habe ich schon nicht mehr geschafft. Ja, so etwa war‘s gewesen. Also denken Sie bitte nicht, ich wäre so dumm und hätte nicht begriffen, dass der Spalt der Übeltäter war und nicht der ganze Zahn. Aber unter dem Redeschwall des jungen Mannes wusste ich überhaupt nichts mehr."

73-jähriger Patient (05.08.2022 / 8325)

Beim wurzelbehandelten unteren Sechser ist eine Höckerwand abgebrochen. Sie störte anfangs nur wenig beim Kauen und hing noch fest am Zahn. Der Patient wollte den Zahn unbedingt bei mir in Wetzikon reparieren lassen, ging vorher aber zu einem Zahnarzt in Berlin zur Entfernung des Höckers. Entfernung des Inlays Da habe der Zahnarzt aber nur das Goldinlay gewaltsam ent­fernt und dabei den Höcker noch ganz abgebrochen. Das grosse Loch füllte er schliesslich provisorisch.

In Berlin hat angeblich jeder Zweite über 70 keinen einzigen Zahn mehr im Mund.

Copyright © 2024 Icon W. Weilenmann
erstellt: 14.10.2020 - 06.04.2024